Wild Boys holen zwei Punkte im Penalty-Krimi

Da trat heute faktisch der Chemnitzer David gegen den Jonsdorfer Goliath an und viele der Freunde des Chemnitzer Eishockeysports hätten im Geheimen wohl eher doch für Jonsdorf als Sieger der heutigen Partie getippt als auf die Chemnitzer Jungs.

 

 

 

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Lange ersehte Bilder: Die Wild Boys im Siegjubel

Die Ausgangslage war entsprechend eindeutig: Jonsdorf hatte bisher starke Spiele abgeliefert und befindet sich im sicheren oberen Drittel der Tabelle, während es für die Chemnitzer Mannschaft wohl eher das Ziel war, die Wende hinzubekommen und die Serie der letzten Niederlagen zu stoppen.

Die Leistung im gestrigen Auswärtsspiel gegen Leipzig hatte für Chemnitz jedoch leichten Grund zur Hoffnung gegeben, bei dem zwar kein Sieg erspielt werden konnte, aber Chemnitz doch deutlich stärker als bisher agiert hatte.

Das heutige Spiel begann nun wie erwartet und Jonsdorf legte gleich den Vorwärtsgang ein. Chemnitz hingegen war ab der ersten Minute anzumerken, dass man heute keineswegs die Fehler der letzten Partien wiederholen wollte – man spielte dementsprechend konzentriert. So drehte sich recht schnell das Blatt im Küchwald und die Wild Boys übernahmen das Spiel. Das wurde in der 7. Minute belohnt, als Pierre Gläser den Puck zum 1:0 versenken konnte. Auch in den folgenden Unterzahlspielen behielten die Wild Boys die Nerven. Mit einem 1:0 ging es zur Pause, bevor kurz vor Drittelende der Puck nur knapp den Jonsdorfer Kasten verfehlt hatte und statt dessen den Pfosten traf.

Als einige der Zuschauer nach dem Ende der Pause noch nicht auf ihren Plätzen zurück waren, fiel das erlösende 2:0 durch Tobias Rentzsch, was mehr Ruhe ins Siel brachte. Chemnitz machte jetzt ordentlich Druck. In der 26. Minute gelang den Wild Boys ein sehenswerter Durchbruch durch die Jonsdorfer Reihen während einer Unterzahl-Situation, was im 3:0 für Chemnitz endete – die Helden der Stunde: Lukas Komarek und die beiden Albrecht-Brüder.

Jonsdorf wollte sich jedoch keineswegs geschlagen geben und baute nun seinerseits Druck auf. In der 30. Minute war es Matthias Kohl, der zum 3:1 verkürzte. Nun wurde das Spiel aufgrund einiger Unterbrechungen deutlich zerfahrener und man spürte dass Chemnitz jetzt unter Druck geriet. Sollte sich das Schicksal der letzten Spiele wiederholen? In den folgenden Minuten glich der Spielverlauf einem offenen Schlagabtausch – munter ging es zwischen den Dritteln hin und her. Beide Torhüter waren gefordert.

Aber gerade als sich das Spiel wieder etwas kontinuierlicher gestaltete, musste Elmar Trautmann hinter sich greifen, was den Anschlusstreffer bedeutete. Florian Brenninger war es, der dann Chemnitz in dieser kritischen Situation mit dem 4:2 erneut in die Spur brachte. So ging es nun in die Pause. „Das erste und zweite Drittel lief überhaupt nicht so, wie wir uns das vorgestellt hatten.“ sagte rückblickend der Jonsdorfer Coach René Haack.

Nachdem dieser nach seinen eigenen Worten nach „in der Kabine eine Bombe platzen lassen hatte“, gaben die Falken nun nach der Pause Vollgas und waren im Glück: bei einem endlose Sekunden dauerndem Gewühl vor dem Chemnitzer Tor, fällt Elmar Trautmann, springt schnell wieder auf, aber der Jonsdorfer Hruby war eine Sekunde schneller und Jonsdorf konnte einen weiteren Treffer für sich verbuchen. Als wenige Sekunden später der Ausgleich zum 4:4 fiel, stand das Spiel vollends auf der Kippe, bevor Pierre Gläser mit Übersicht und Nervenstärke die erneute Führung herstellte.

Die Jonsdorfer Falken wollten sich damit aber nicht abfinden und drücken weiterhin aufs Chemnitzer Tor. Kröber war es nun, der erneut den Ausgleich erzielen konnte. Das Spiel war von nun an völlig offen. Die Vorteile für die Mannschaften wechseln von Sekunde zu Sekunde und die Partie glich einem Nervenkrieg. Pfostenschüsse waren sowohl am Chemnitzer wie auch am Jonsdorfer Kasten zu verzeichnen und stets stand damit das Spiel für die eine oder die andere Mannschaft auf der Kippe. „Im dritten Drittel wurde es eng.“ sagte der Wild Boys Stürmer Pierre Gläser nach dem Spiel zu dieser Situation.

Chemnitz rettete sich jedoch trotz Unterzahl mit einer starken Leistung in den letzten Minuten in die Overtime, die jedoch auch ohne Treffer enden sollte. Nun stand Penalty auf dem Plan und es war letztlich Tobias Rentzsch, der mit der Verwandlung seines Schusses die Partie siegreich für Chemnitz unter Dach und Fach brachte und damit die ersehnten Punkte für die Wild Boys einfuhr.

„Mit dem einen Punkt können wir zufrieden sein.“ fasste der Jonsdorfer Trainer das Ergebnis des Spiels zusammen.

Wild Boys Coach Torsten Buschmann war nach dem Spiel entsprechend zufrieden. „Wir haben in den ersten beiden Dritteln genau unseren Plan gespielt. Wir haben genau dass, was wir spielen wollten umgesetzt. […] Wir haben in den letzten Spielen oft keine Punkte holen können, obwohl wir über weite Strecken die bessere Mannschaft auf dem Eis gewesen sind. Heute hat es endlich geklappt. […] Dass wir das Ding erst im Penalty ziehen, hat das starke Drittel der Jonsdorfer ausgemacht.“ Allerdings bremst Torsten Buschmann allzu euphorische Erwartungen: „Die Baustellen bleiben bestehen, weil es eben eine junge Mannschaft ist.“

Der heutige Sieg war jedoch mehr als notwendig für das Chemnitzer Team und dürfte den Spielern entsprechendes Selbstvertrauen für die nächsten anstehenden Partien mitgegeben haben. Und diese werden keinesfalls einfach, denn in der nächsten Woche wartet zuerst einmal mit den Saale Bulls Halle die „Übermannschaft“ der Oberliga Ost auf die Wild Boys bevor im Küchwald am 1. Dezember die Derby-Time gegen Schönheide ansteht.

Stenogramm:
7:01, 1:0, Gläser (Stiegler, H. Albrecht); 20:46, 2:0, Rentzsch (Uhlig, Lüsch); 26:45, 3:0, G. Albrecht (H. Albrecht, Komarek); 30:30, 3:1, Kohl (Schümann, Patocka); 34:49, 3:2, Rösler (Hruby, Sekera); 38:28, 4:2, Brenninger (H. Albrecht, Stiegler); 42:37, 4:3, Hruby (Rösler, Sekera); 43:53, 4:4, Hruby (Reichardt, Sekera); 46:41, 5:4, Gläser (Brenninger, Lüsch); 49:54, 5:5, Kröber (Schümann, Wolfermann); Overtime: kein Tor, Penalty: 6:5, Rentzsch