Unglaublich: Wild Boys bezwingen Zweitliga-Mannschaft in historischem Spiel

Als der Schlusspfiff ertönte, waren sich alle Anwesenden in der Chemnitzer Eissporthalle am Küchwald einig: es war ein historischer Moment und es war ein historisches Spiel. Und wer es nicht glauben wollte, brauchte nur auf die Anzeigetafel zu blicken – der Endstand zeigte ein unerwartetes 4:3 für die gastgebenden Wild Boys.

 

 

 

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Dabei hätten wohl die Mehrzahl der anwesenden Fans auf ein ganz anderes Ergebnis getippt. Crimmitschau aus der zweiten Bundesliga werde wohl die Drittliga-Mannschaft aus Chemnitz deutlich besiegen – das waren die Erwartungen auf beiden Seiten.

Aber schon schnell nach dem Anpfiff zeigte sich, dass dies heute ein besonderer Abend werden würde. Crimmitschau war zwar mit voller Kapelle und einigen neuen Nachwuchsspielern angereist, konnte aber die eigene Überlegenheit nicht ausspielen. Die Wild Boys hingegen starteten nach der bitteren Auswärtsniederlage vom gestrigen Sonnabend gegen Tornado Niesky ganz unbeschwert in die Partie.

Das Spiel begann dabei mit einem leichten Abtasten beider Mannschaften, dass sich über die ersten Minuten hinzog. Damit war es vorbei, als sich Florian Brenninger aus der Umklammerung der Crimmitschauer lösen konnte und einen Durchbruch durch die gegenerischen Reihen wagte. Die Eispiraten nutzen das als Konter und so musste Elmar Trautmann den ersten Treffer des Spiels hinnehmen. Hätte man nun das Publikum befragt, so wären die Wetten eindeutig für die Eisiraten ausgefallen. Aaber es sollte anders kommen. Trotz des Treffers zeigte sich die Chemnitzer Mannschaft als bissig und mental stabil. Und so fiel wenige Minuten später der vielbejubelte Gegentreffer von Hannes Albrecht zum 1:1. Nun wurde von Minute zu Minute deutlicher, dass beim heutigen Spiel der Klassenunterschied zwischen Oberliga und zweiter Bundesliga keine Rolle spielen würde. Von nun an nahmen die Chemnitzer Cracks das Spiel in ihre Hand und erspielten sich mehr und mehr Chancen. Daran auch der erneute Führungstreffer der Crimmitschauer durch Martell nichts. Dass bald darauf Florian Lüsch das Ausgleichstor in Unterzahl erzielte, zeigte nun schon deutlich den Trend der Partie.

Daran änderte auch das zweite Drittel nichts und wer erwartet hatte, dass Crimmitschau nun eine Schippe drauflegen würde, der hatte geirrt, denn immer mehr dominierte Chemnitz das Spiel. Nur durch einen Sprung in den fliegenden Puck konnte der Crimmitschauer Schlußmann einen weiteren Treffer der Wild Boys verhindern. Nun schienen sich die Eispiraten zu besinnen, dass es hier „nur“ gegen einen Oberligisten zu Felde ging und kamen so kurz vor Drittelende verdient zum erneuten Führungstreffer.

Alle Anwesenden waren sich einig, dass Crimmitschau sich mit diesem Ergebnis nicht zufrieden gegen würde und so ging man gespannt in das letzte Drittel. Da ging es hin und her, aber es gelang den Eispiraten nicht, ihre individuelle Überlegenheit auszuspielen. So gelang dem Chemnitzer Kapitän Tobias Rentzsch auch noch der Ausgleichstreffer. Die Eispiraten – wohl etwas konsterniert nach dem Ausgleich – überliessen nun den Chemnitzer die Spielführung, die zu diesem Zeitpunkt auch noch höher für die Wild Boys hätte ausfallen können. Alle Spieler im blau-gelben Trikot wirkten zu diesem Zeitpunkt wie eine Einheit – auf das gemeinsame Ziel fokussiert.

Nun war es an den Chemnitzer Fans ihre Mannschaft zu feiern, während die mitgereiste Gästefans doch recht still wurden. Auch ein glücklicher Abpraller von Elmar Trautmanns Kasten konnte für Chemnitz nicht gefährlich werden.

Nun stand die Entscheidung an und die Uhr zeigte noch eine Minute. Vor dem Crimmitschauer Tor ging es hart zur Sache, wobei das Tor aus der Verankerung rutschte. Nun entschied der Schiedsrichter auf Penalty wegen Verschieben des Tors und Hannes Albrecht wurde in dieser Sekunde zum Held der Chemnitzer, als er den Crimmitschauer Torwart ausmanövrierte und den Puck im gegnerischen Netz zum Endstand von 4:3 für Chemnitz versenkte.

Tim Schnelle, Vorstandsmitglied des ERV 07 e.V. und früher selbst Torwart, fasste das Spiel ganz richtig mit den Worten zusammen: „Wir haben heute ein historisches Spiel gesehen.“ Trainer Torsten Buschmann sagte dazu: „Nicht nur vom Ergebnis her, sondern allgemein das Spiel, was unsere Mannschaft heute geleistet hat, das spricht für sich und zeigt, was die Mannschaft imstande ist, zu leisten.“ Auch der Neu-Chemnitzer Hannes Albrecht sah es ähnlich: „Wir haben sehr gut gespielt und das beste Spiel abgeliefert. […] Wir haben viel Druck gemacht, defensiv standen wir endlich mal wieder sehr gut.“

Und so bleibt für die nun wieder anstehenden Punktspiele zu hoffen, dass die Mannschaft aus dem heutigen Spiel einen Schub Selbstvertrauen mitnehmen konnte – wem es gelingt, eine Zweitligamannschaft zu schlagen, dem sollte vor Gegnern wie Jonsdorf oder Schönheide wirklich nicht bange sein. „Wenn wir die weiteren Spiele so angehen, ist viel möglich mit der Mannschaft“ sagte dazu abschließend Stürmer Hannes Albrecht.