Chemnitz besiegt den Meister und setzt ein Achtungszeichen

Die erste Partie der Punktspielsaison war die Herausforderung schlechthin – mit Halle war der Vorjahres-Meister zu Gast in Chemnitz. Und was keiner erwartet hatte – am Ende eine überaus spannenden Spiels blieben die drei Punkte im Küchwald.

 

 

 

 

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Von Anfang an hatte der Chemnitzer Trainer André Dietzsch immer wieder betont, dass ihm die Herausforderung, am Anfang gleich gegen den Vorjahres-Meister antreten zu müssen, nicht ganz ungelegen kam. Ein schweres Spiel am Anfang – so könne man gleich den Standort bestimmen, an dem man sich befinde. Und so wussten alle im Team, welche Aufgabe bevorstand und so waren wohl alle mental und körperlich topfit und auf die Saale Bulls eingestellt.

Halle hingegen hatte nach eigenen Worten die „schwerste Sommerpause seit Vereinsbestehen“ hinter sich. Nach dem verheerenden Hochwasser war lange Zeit unklar, wie es mit dem Eishockey-Standort an der Saale weitergehen könnte und so ist man allerorten erleichtert, dass es den Hallensern gelungen ist, das Fortbestehen des Standortes zu sichern. Das sah auch Wild Boys Coach André Dietzsch so, als er sagte: „Mich freut es grundsätzlich, dass Halle mitspielt und dass da eine Lösung gefunden wurde. Ich glaube, es ist nicht einfach für Halle, aber für uns und für die Liga ist es wichtig, dass so eine Mannschaft am Start ist.“

Trotz aller Widrigkeiten war das Erfolgs-Team von Trainer Jiri Otoupalik nicht zu unterschätzen und nur ganz mutige Optimisten hätten vor dem Spiel auf einen Chemnitzer Sieg gewettet. Doch schon die ersten Spielminuten ließen aufhorchen. Chemnitz begann überaus agil und versuchte von der ersten Sekunde an, das Spiel nicht aus der Hand zu geben. So nahm die Partie schnell Fahrt auf und wurde von beiden Mannschaften schnell und offensiv gespielt – sehr sehenswert für die 436 Zuschauer in der Küchwaldhalle.

In der 13. Minute gelang schließlich Jan Herman in einer Überzahl-Situation der Treffer zum 1:0, was so etwas wie ein kleines Beben in der Halle auslöste. Von nun an agierte Chemnitz stark und setzte so Halle unter Druck, dass nur wenige Minuten später Michael Stiegler das 2:0 für Chemnitz erzielen konnte. So ging es mit einem kleinen Vorsprung in die Pause, wobei jedem klar sein musste, dass die Bullen im zweiten Drittel eine Schippe drauflegen würden.

Und so kam es auch. Halle wollte nun den Anschluss und bestürmte das Chemnitzer Tor immer wieder und erarbeitete sich mehrheitlich die Torchancen. Sebastian Staudt im Chemnitzer Kasten zeigte im Gegenzug eine sehenswerte Parade nach der anderen und bewies damit, warum ihn die Wild Boys verpflichtet hatten. So war der Chemnitzer Kasten eine sehr sichere Bastion und der Chemnitzer Goalie dirigierte souverän seine Hintermannschaft, die im zweiten Drittel ganze Arbeit leisten musste.

Fünfzehn Minuten waren vergangen, da erzielte ein glänzend spielender Jan Hermann erneut in einer Überzahl-Situation das 3:0 und machte damit vorerst alle Hallenser Hoffnungen zunichte. Aber Halle gab nicht auf und wollte nach wie vor das Spiel drehen. Und so gelang Robin Slanina zwei Minuten später der erste Treffer. Nun legte Halle richtig los und erst die Pausensirene erlöste die Wild Boys. André Dietzsch musste im Nachhinein gestehen: „Es waren schon viele brenzliche Situationen gewesen. Man sieht auch die Qualität, die in der Hallenser Mannschaft steckt.“

Im letzten Drittel brannte in der Küchwaldhalle förmlich das Eis. Auf der einen Seite immer wieder anstürmende Hallenser, kreuzgefährlich und schnell, auf der anderen Seite das Chemnitzer Team, gut defensiv eingestellt und den Vorsprung Minute um Minute verteidigend. Beide Teams agierten dabei aggressiv und schnell und zeigten so ein sehr sehenswertes und kampfbetontes Eishockey. Am Ende hatte Chemnitz seine Chancen besser genutzt und sowohl vor dem gegnerischen Tor wie auch in der Defensive ganze Arbeit geleistet. So stand ein wirklich verdientes 3:1 auf der Tafel und dürfte damit ein entsprechendes Achtungszeichen in der Liga gesetzt haben. Der Chemnitzer Trainer fasste das Spiel so zusammen: „Bei uns hat Sebastian Staudt das Spiel gemacht. Aber was auch ausschlaggebend war, dass unsere Mannschaft heute einfach bereit gewesen war für das Spiel. Die waren im Kopf bereit, haben um jeden Zentimeter gefightet und sich den Sieg erarbeitet. Das war das entscheidende Quentchen. Und wir haben in Überzahl zwei Tore gemacht, wo wir auch konsequent gespielt haben. Und das war dann letztlich auch ausschlaggebend.“

Halles Coach Jiri Otoupalik fasste das Spiel am Ende so zusammen: „Wir können nicht zufrieden sein. Aber spielerisch und kämpferisch haben wir alles gemacht, was momentan möglich ist. Wir hatten sehr viele Tormöglichkeiten, aber der Torwart von Chemnitz war super. Aber auch bei den Tormöglichkeiten, die wir gehabt haben, merkt man die eine Woche, die wir erst auf dem Eis waren. […] Die Situation für uns ist nicht optimal. Wir müssen geduldig sein und wir müssen arbeiten.“ Wichtig seien nun die nächsten Spiele. Jiri Otoupalik: „Die Situation ist für uns gefährlich.- bekommen wir noch eine Niederlage und noch eine Niederlage, dann bekommen auch die Spieler eine Krise. Wir müssen sofort Punkte machen. Die nächste Chance ist am Sonntag gegen Jonsdorf.“

Drei Punkte sind Chemnitz damit sicher. Dazu der Trainer: „Die drei Punkte kann uns keiner mehr nehmen, das ist für uns gut. Jeder Punkt, den wir haben, der ist wichtig und wertvoll – für die Mannschaft und für das Selbstvertrauen. Wir nehmen die Punkte gerne mit. Das ist auch gut fürs Chemnitzer Eishockey; den Standort, dass das Ganze erfolgreich losgeht.“ Doch nach dem Spiel ist vor dem Spiel und am Sonntag wartet mit Erfurt ein ebenso schwerer Gegner auf das Chemnitzer Team. So bremste André Dietzsch auch zu große Euphorie und sagte: „Wir haben noch viele Sachen zu tun. Der Trainer ist natürlich nie zufrieden. Das Spiel ist nun wieder vorbei. Es ist gleich wieder Sonntag. Es geht weiter. Es geht um drei Punkte – nicht mehr und nicht weniger.“

Stenogramm:
1:0 Jan Herman (Überzahl-Tor) (Esbjörn Hofverberg, Michal Vymazal)
2:0 Michael Stiegler (Marks Olesko)
3:0 Jan Herman (Überzahl-Tor) (Esbjörn Hofverberg, Michal Vymazal)
3:1 Robin Slanina (Robin Sochan, Troy Bigam)
Zuschauer: 436