Derby-Sieg mit Emotionen

Von der ersten Derby-Minute an war klar, dass sich beide Teams in dieser Partie nichts schenken würden. Die etwa 760 Zuschauer sahen ein packendes Spiel mit vielen Kontern, das bis zur letzten Sekunde völlig offen war. Am Ende war es dann der Kampfgeist und das notwendige Glück, der Chemnitz erneut den Derby-Sieg bescherte.

 

 

 

 

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Beide Teams gingen hochmotiviert aufs Eis, den alle wussten, was man voneinander zu erwarten hatte. Schönheide gelang dabei der bessere Start und so wurde zweimal eine Überzahlsituation genutzt, um schon nach drei Minuten durch Kilian Glück und Petr Kukla auf ein 0:2 davonzuziehen. „Bei 5-gegen-5-Situationen haben wir wenig zugelassen. Aber die Strafen haben uns immer wieder aus dem Rhythmus gebracht.“ sagte dazu im Rückblick Wild Boys Coach André Dietzsch. Aber wie schon so oft, brauchte Chemnitz erst einen Rückstand, um voll auf Touren zu kommen. Gegen immer gefährliche Schönheider, die sich Chance um Chance erarbeiteten, rappelte sich Chemnitz nun langsam auf und konnte so weiteres Glück der Wölfe verhindern.

Auch im Mittelabschnitt musste hart gekämpft werden, um den anstürmenden Wölfen Paroli bieten zu können. Hier war es der inzwischen gut warm gespielte Sebastian Staudt, der für alle weiteren Angriffe der Gäste eine nicht mehr zu überwindende Hürde darstellte. Im Gegenzug behielt Michael Stiegler in einer unübersichtlichen Situation vor dem Schönheider Gehäuse den Überblick und schob die Scheibe in der 28. Minute zum Anschlusstreffer über die Linie. Schönheide durchlebte nun eine kurze Schwächephase, jedoch gelang es Chemnitz nicht, dies zählbar umzusetzen.

Das letzte Drittel gestaltete sich völlig offen und war geprägt von einem hartumkämpften Konter-Feuerwerk. Alles war nun möglich – Ausgleich oder ein möglicher Siegtreffer für Schönheide? Die Uhr hingegen lief gegen Chemnitz und so rannen die Minuten davon. Doch als sich zwei Minuten vor dem Schlusspfiff die Schönheider Fans schon langsam für den Siegjubel rüsteten, konnte Jan Herman in Unterzahl einen Pass eines Schönheiders abfangen und tauchte plötzlich allein vor dem Wölfe-Tor auf – eine Situation, die vom Schönheider Goalie Sebastian Modes nur durch Foul geklärt werden konnte.

Das nun angezeigte Penalty verwandelte Jan Herman und stellte damit kurz vor Ende den Ausgleich her. Die Wölfe, nun plötzlich unter Druck, konnten nicht mehr reagieren und so ging es in die Overtime. Die Overtime war dann entsprechend hart umkämpft, alles es reichte nicht für ein Tor für eine der beiden Teams und so ging es schließlich noch ins Penalty-Schießen – für den scheidenden Sebastian Staudt also noch einmal das volle Programm zum Abschied.

Hier war es nun noch einmal Michael Stiegler, der mit entsprechender Abgeklärtheit den Puck zum richtigen Zeitpunkt versenken konnte und damit für Chemnitz den Derby-Sieg einzufahren half.

Schönheides Trainer Norbert Pascha fasste das Spiel dann so zusammen: „Heute war es auf jeden Fall ein Derby. Es war eng. Wir haben unheimlich viel investiert. Wir hätten es auch verdient zu gewinnen – aber so ist der Sport. Und Sebastian Staudt hat stark gehalten. Heute war alles dabei, was so ein Derby ausmacht. Die Halle war voll. Fürs Chemnitzer Eishockey ist es heute eine tolle Sache gewesen.“

Zufrieden zeigte sich im Nachhinein André Dietzsch, als er sagte: „Großen Respekt an die Mannschaft. Die haben auch nach dem 0:2 gefightet und sich nicht aufgegeben. Wir haben entsprechend weiter gespielt und an uns geglaubt. Und das wurde letztendlich auch belohnt. Penalty ist immer wie Lotterie. Da hatten wir heute eben das Quentschen Glück, was wir brauchten. Wir hatten das ja schon ein paar Mal üben können. Heute hat es funktioniert.“

Lobend äußerte sich der Trainer aber auch über die Physis der Spieler: „Die Physis hat funktioniert. Die Jungs können über 60 Minuten marschieren. Das ist gutes Training und das wird belohnt, wenn man dranbleibt.“

Zum gesundheitliche Zustand von Michal Vymazal sagte André Dietzsch: „Es ist gut dass er heute gespielt hat. Der Dank geht an die medizinische Abteilung. 100% ist er noch nicht fit, aber er hat auch noch einen Trainingsrückstand. Es ist dann schwierig in Zweikämpfe zu gehen, wenn man mit dem Knie noch leichte Probleme hat. Man will da ja kein Risiko eingehen.“

 

 

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Nach dem Ende des Spiels kam dann der Moment des Abschieds von Sebastian Staudt, der sich noch einmal bei allen bedankte: „Ein ganz herzliches Dankeschön an den Trainer, an den Vorstand und an die Mannschaft, die mir alle sofort signalisiert haben, dass sie mir keine Steine in den Weg legen wollen. Das ist nicht selbstverständlich, auch wenn eine DEL-Mannschaft anfragt. Wenn man sich dann mit so einem Derby-Sieg von den Fans verabschieden kann, auch mit dem Charakter den wir heute gezeigt haben – einen besseren Abschied kann es nicht geben. Es war eine super Zeit hier. Ich drücke auch weiterhin den Jungs die Daumen und werde das auch ganz eng verfolgen. In der Mannschaft steckt ganz viel Potential drin.“

Stenogramm:
0:1 Kilian Glück (Überzahl-Tor) (Miroslav Jenka, Mike Losch) 2:05
0:2 Petr Kukla (Überzahl-Tor) (Georg Albrecht, Mike Losch) 3:26
1:2 Michael Stiegler (Richard Zerbst, Michael Galvez) 28:05
2:2 Jan Herman (Penaltyschuss) 37:25
Overtime – es wurde kein Tor erzielt
3:2 Penaltyschießen – Michael Stiegler